Leitlinien für den Arabischunterricht
Leitlinien für den universitären und hochschulischen Arabischunterricht
Im Zuge des in den letzten Jahren stark gestiegenen Interesses an universitärem Arabischunterricht hat der Vorstand des Fachverbands Arabisch e.V. in Zusammenarbeit mit den Verbandsmitgliedern aus der Gruppe der Lektorinnen und Lektoren die folgenden Hinweise und Empfehlungen formuliert. Sie sollen der Qualitätssicherung dieses wichtigen Bildungsangebotes dienen und richten sich an alle, die ein Interesse an der steten Verbesserung und am Ausbau einer didaktisch fundierten und qualitativ hochwertigen Arabischlehre an deutschsprachigen Universitäten und Hochschulen verfolgen.
1. Ziele
Lektorinnen und Lektoren sollen in der Regel sowohl interaktiven und kommunikationsfördernden Sprachunterricht erteilen als auch Studierende auf eine philologisch rigorose originalsprachliche Quellenarbeit vorbereiten. Beide Ziele sind legitim, bedürfen aber jeweils einer spezifischen Unterrichtsplanung und -durchführung. Diesem Umstand muss in Deputatsvorgaben und Studienplänen Rechnung getragen werden. Hinzu kommt, dass Arabisch im deutschsprachigen Bildungswesen als ‚distante‘ Fremdsprache anzusehen ist, weswegen die überwiegende Mehrheit der Studierenden über keine nennenswerten Vorkenntnisse verfügt. Die in den meisten relevanten Studiengängen nur vier Semester umfassende Pflichtausbildung im Arabischen („Arabicum“), reicht nicht annähernd dafür aus, auch nur eines der beiden Ziele vollumfänglich zu verfolgen.
2. Methoden und Lehrmaterial
Ein Großteil der Arbeitszeit von Arabischlektorinnen und -lektoren dient der Erstellung von eigenem Unterrichtsmaterial. Didaktisch sinnvoll aufgebaute Lehrmittel sind trotz großer Fortschritte in den letzten Jahren nach wie vor Mangelware. Diese Situation ist nicht zu vergleichen mit derjenigen anderer großer westlicher (Schul-)Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch und ebenso wenig mit derjenigen des Chinesischen. Diesem Umstand muss bei der Planung, Durchführung und Evaluation von universitärem Arabischunterricht Rechnung getragen werden. Im Regelfall wird in den Arabischkursen – trotz der angesprochenen Mängel – mit Arabischlehrwerken gearbeitet. Die Auswahl eines dieser Lehrwerke, die unterschiedliche Ziele mit unterschiedlichen Methodiken verbinden, muss in Absprache mit den Lektoren und Lektorinnen geschehen.
3. Ausbildung und Weiterbildung
Für Arabischlektorinnen und -lektoren gibt es im deutschsprachigen Raum keine akkreditierten Ausbildungsangebote auf Bachelor- oder Masterniveau. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind deswegen umso wichtiger und müssen vom Arbeitgeber unterstützt und gefördert werden.
4. Realistische Niveauvorgaben
Für das Erlernen bzw. den Erwerb der distanten Fremdsprache Arabisch bedarf es wesentlich mehr Zeit als etwa für das Erlernen der gängigen Schulfremdsprachen Englisch und Französisch. Die Situation des Arabischen ist hier vergleichbar mit derjenigen des Chinesischen. Nicht umsonst stuft etwa das Außenministerium der Vereinigten Staaten das Arabische als einzige nicht-ostasiatische Sprache in die Kategorie der schwierigsten und zeitaufwendigsten Fremdsprachen ein: https://www.state.gov/foreign-language-training/. Die Zielniveaus für Arabisch als Fremdsprache an Universitäten können nicht auf den Stundenvorgaben der großen Schulfremdsprachen in Deutschland beruhen. Auch um den Lernfortschritt hemmenden Frust bei Studierenden zu vermeiden, gilt es, diesen Aspekt stets im Auge zu behalten.
5. Vernetzung
Der Fachverband glaubt an die positiven Effekte einer Vernetzung der am Arabischunterricht beteiligten Personen. Da sie im deutschsprachigen Raum zur Zeit kaum realisiert ist, bemüht er sich, entsprechende Strukturen aufzubauen. Der Austausch von Ideen und Unterrichtsmaterial schafft den Lehrenden Freiraum für eine zielgenaue Planung des eigenen Unterrichts und gibt ihnen neue Impulse für seine stetige Verbesserung. Der Fachverband ruft daher dazu auf, den Lehrenden genügend Freiräume für eine aktive Teilnahme an den noch aufzubauenden Strukturen zu geben.
6. Zusammenarbeit im Team
In Hinblick auf die in Punkt 2 erwähnte Mehrbelastung durch das Erstellen und Aufbereiten von Unterrichtsmaterial sollte seitens der Vorgesetzten darauf geachtet werden, dass die Arbeitsbelastung von Arabischlektorinnen und -lektoren innerhalb eines Teams gerecht verteilt ist und die Verantwortlichkeiten für den Unterricht, dessen Vor- und Nachbereitung, sowie die Organisation und Durchführung von Prüfungen gleichermaßen von allen getragen werden.
7. Stellenwert des Arabischunterrichts in den jeweiligen Studiengängen
In den relevanten Studiengängen ist eine gute Arabischausbildung in doppelter Hinsicht von Bedeutung. Zum einen ist die Sprache eine Basisfähigkeit, ohne die ein erfolgreiches Studieren und Forschen unmöglich ist. Zum anderen ist eine hohe Sprachkompetenz für die Studierenden von besonderem Wert, da die anwendungsorientierten Sprachkenntnisse in Arabisch ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, das sie gegenüber Absolventen anderer Studienfächer abhebt. Darum muss eine gute Arabischausbildung als integraler Bestandteil der Gesamtstudienstruktur betrachtet und mit einer adäquaten Semesterwochenstundenzahl ausgestattet werden. Außerdem sollten im Sinne einer Verzahnung von Sprache und Fach die verantwortlichen Lektorinnen und Lektoren eng in die organisatorischen und verwaltungstechnischen Strukturen der Institute, Seminare und Abteilungen eingebunden werden.